Vielversprechend gruselig ist das offizielle Plaaktmotiv zur siebten Staffel von „Game of Thrones“: Die Untoten kommen. Foto: HBO

Hält die siebte Staffel von „Game of Thrones“ das hohe Niveau der Fantasy-Serie? Der Bezahlsender Sky hat in Deutschland die erste Folge präsentiert. Wir haben sie uns angeschaut.

Westeros - Rumms, mit dem Trinkpokal wird auf den Tisch gepoltert, Walter Frey, Herrscher der Flusslande, fordert Aufmerksamkeit. Das Geschwätz, Gelächter und Gegrunze seines versammelten, ziemlich lumpigen Hofstaats soll sofort zu einem Ende kommen, die Herrschaften sollen nach vorne schauen, es gibt Wichtiges zu verkünden. Das ist ein grandioser und witziger Einstieg in die erste Folge der siebten Staffel von „Game of Thrones“ mit dem Titel „Dragonstone“.

Nicht nur werden wir, die Zuschauer, die jetzt nach der einjährigen Pause seit der vorigen Staffel bitte wieder unsere gebannte Aufmerksamkeit auf das Kronjuwel des amerikanischen Kabelsenders HBO richten sollen, in dieser hintersinnigen Symbolszene in die Rolle boshaften, wetterwendischen Lumpenpacks versetzt. Auch HBO beziehungsweise die federführenden „Game of Thrones“-Produzenten und -Autoren David Benioff und D. B. Weiss nehmen in der Person Freys die Rolle eines keinen Funken Vertrauen verdienenden Dreckskerls an. Lord Frey ist nämlich einer der schmierigsten Halsabschneider in ganz Westeros. Bei den Blutsäufern, Meineidschwörern und Rückenstechern, mit denen der Fantasy-Autor George R. R. Martin seine Romane und HBO deren Serienadaption gespickt haben, will das echt etwas heißen.

Spaß an großen Herausforderungen

iese Selbstironie zum Auftakt heißt aber nicht, dass die Macher ihre Serie nicht mehr ernst nähmen. Im Gegenteil: George R. R. Martin hat zum Verdruss vieler Leser von seinem auf sieben Bände angelegten Fantasy-Epos „Ein Lied von Eis und Feuer“, auf dem „A Game of Thrones“ basiert, erst fünf abgeschlossen. Die Serienautoren sind ihm – allerdings in enger Abstimmung mit dem Erfinder von Westeros – weit vorausgeeilt. Und man merkt jeder Minute von „Dragonstone“ an, dass die Drehbuchautoren sowie der Regisseur Jeremy Podeswa die Herausforderung mit Vergnügen annehmen, nicht einfach sehr gutes Fernsehen zu liefern, sondern literarisch zu arbeiten, Szenen auszutüfteln, die, zurückverwandelt in den Text eines Buches, auch dort als Höhepunkt funktionieren würden.

Sehen Sie hier den Trailer zur Serie:

Keine Sorge, hier folgen nun keine Spoiler. Aber auf ein paar Höhepunkte kann hingewiesen werden. Da steht zum Beispiel Euron Greyjoy (Pilou Asbæk), der dreist und rüde anmaßende neue Herrscher der Eiseninseln – „nichts als nackte Felsen und Vogelscheiße, aber die mächtigste Flotte der Welt“, wie der ihre strategische und kulturelle Bedeutung selbst beschreibt – vor Cersei Lannister (Lena Headey), jener intriganten, skrupellos austeilenden und selbst schon ziemlich geschundenen Regionalherrscherin, die noch immer nach der Weltherrschaft strebt. Und vor deren Bruder Jaime (Nikolaj Coster-Waldau), mit der sie ein stark abgekühltes inzestuöses Verhältnis verband.

Bis an die äußerste Kante

Cersei will Greyjoy zu ihrem Vorteil ausnutzen, Greyjoy will Cersei ausnutzen, und Jaime würde Greyjoy sichtlich gerne den Hofhunden als Snack vorwerfen. Und so entwickelt sich eine Mischung aus Schlangentanz und doppelsinnigem Wortduell, in dem die Autoren eben nicht auf Nummer Sicher gehen, aber die Frechheit der Beleidigungen, die Säurehaltigkeit der Nettigkeiten auch nicht zum bloßen Schaueffekt überreizen. Sie führen die Dialoge äußerst spannend an genau jene äußerste Kante, an der das Gewagte ins Schrille kippen könnte, es aber noch nicht tut.

Andere Figuren dagegen bekommen Auftritte, die überhaupt keinen Dialoge benötigen, in denen die Kamera und die Szenerie alleine erklären, wo sie stehen, wo sie hinwollen und wie es um ihre engsten Vertrauten gerade bestellt scheint. Dann ist da noch ein fulminantes und bitterkomisches Schnittballett, das uns erklärt, wie es gerade um Samwell Tarly (John Bradley) steht. Das ist jenes ehemalige Nachtwache-Dickerchen, das mittlerweile in der Zitadelle, dem klosterartigen Hort alten Wissens, nach Informationen suchen muss, die den Menschen ihre einzige Waffe gegen das heranrückende Heer der Untoten liefern könnten. Aber Samwell ist eingebunden in ein Büttelleben aus Foliantenschleppen und Nachttopfleeren, das so weit von weltrettendem Heldentum entfernt ist wie nur irgendwas – was hier nur über Bilder vermittelt wird.

Wenn die ganze Staffel das Niveau der Auftaktfolge hält, steht uns Großes bevor, und das verzappelte Hollywood der Effektspektakel kann mal wieder vorbeischauen, um sich erinnern zu lassen, wie richtiges Erzählen funktioniert.

„Game of Thrones – Staffel 7“ ist in Deutschland zum Auftakt zuerst beim Bezahlsender Sky zu sehen, später auch anderswo.