OB Fritz Kuhn bei der Eröffnung im Innenhof des Alten Schlosses Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In den Lauben wird es voll werden in den nächsten Tagen. Unser Weindorf-Abc für Stuttgart soll den Besuchern helfen, sich auf dem schwäbischen Fest auf Markt-, Schillerplatz und Kirchstraße zurechtzufinden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und mit einem Augenzwinkern.

STUTTGART - A wie Alkohol: Darum handelt es sich bei Wein laut schwäbischer Experten mitnichten. Es sei ein Grundnahrungsmittel. Für Folgen übermäßigen Verzehrs siehe Z wie Zinken.

B wie Büttel: Keine Angst. Sie lassen weder pusten, noch verteilen sie Strafzettel. In den Uniformen der Stadtgarde wandeln sie über das Weindorf und läuten den Kehraus ein.

C wie Chardonnay: Migrant aus Frankreich. Wohlgelitten im Weinberg und im Glas. Steht hier stellvertretend für viele Rebsorten, die mittlerweile in Württemberg angebaut werden und das Niveau des schwäbischen Weins beträchtlich gehoben haben.

D wie Diminutiv: Die schwäbische Verkleinerungsform passt oft. So ist sie bei der Bezeichnung der getrunkenen Menge äußerst sinnvoll. Drei Viertele fühlen sich weniger an als eine Flasche Wein. Das Wort „Ländle“ hingegen ist abgeschmackter als ein Semsakrebsler, ein saurer Wein. Welcher Volksstamm macht sich schon selbst kleiner, als er ist. Sollten Politiker nochmals davon reden, werden wir sie fortan als Kretschmännle oder Oettingerle bezeichnen.

E wie Eröffnung: Das kann ja mal passieren. Wirklich jeden begrüßte Werner Koch, Vorstand des Veranstalters Pro Stuttgart, bei der Eröffnung am Mittwochabend im Alten Schloss. Nur einen vergaß er: OB Fritz Kuhn. Strafe muss sein. Moderator Klaus Birk verdonnerte Koch dazu, in den nächsten Tagen sein selbst komponiertes Weindorf-Lied in den Lauben zu singen.

F wie Flirtmeile: Das Weindorf ist abends die größte Baggergrube des Landes. Siehe K wie Krott und V wie Voglschaich.

G wie Großkopfete: Beim Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR 4 kann man in der Laube der Alten Kanzlei in den nächsten Tagen Prominente live erleben.

H wie Hocketse: Schwäbische Form des Beisammenseins. Dafür verzichtet der Einheimische sogar auf I wie Intimsphäre.

I wie Intimsphäre. Verteidigt der Schwabe normalerweise hartnäckig. Mit zwei Leuten gilt ein Tisch als besetzt. Beim Weindorf darf man aber zusammenkuscheln.

J wie Jubiläum: Nächstes Jahr erst wird das Weindorf g’scheit. Dann feiert es seinen 40. Geburtstag. Aber auch bei der 39. Auflage lässt sich gut feiern.

K wie Krott: Nicht erschrecken, liebe auswärtige Damen. Falls ein Schwabe Sie mit Krott anspricht, hält er Sie nicht für eine Kröte, sondern in Wirklichkeit für eine hübsche junge Frau.

L wie Landhausschick: Neuerdings auch auf dem Weindorf zu sehen. Die Veranstalter haben eine „City-Tracht“ entworfen. Aber keine Angst, frau darf auch ihr Volksfest-Dirndl auftragen.

M wie Mobil: Wer ein I-Phone hat, kann mittels App alles übers Weindorf erfahren. Gegessen und getrunken wird aber noch analog.

N wie Neulinge: Zwei Wirte sind neu. Die Brüder Trautwein stehen mit der Laube 29 „Zur Linde“ vor dem Rathaus. Christian List und Volker Scholz haben am Alten Schloss die Laube Nummer 3 namens „1893 – Die VfB Laube“.

O wie „Oins goht no“: Den Satz muss man können. Lässt sich so lange sagen, bis der B wie Büttel kommt.

P wie Preise: Das günstigste Viertele kostet rund 4 Euro .

Q wie Quantum: Das muss jeder selbst festlegen. Es gilt sich nicht zu überschätzen, sonst droht morgens der Schreck beim Betrachten der aufgelesenen V wie Vogl-schaich.

R wie Reservierung: Ist möglich in den Lauben. Und kostenlos. Die Telefonnummern sind auf der Weindorf-Website (www.stuttgarter-weindorf.de) zu finden.

S wie Sonnenbrille: Niemals vergessen. Wichtigstes Utensil beim Flirten.

T wie Trollinger: An ihm scheiden sich die Geister. Während die einen ihn als Kultgetränk vermarkten wollen, ist er für die anderen alles, bloß kein Rotwein. Aber die Auswahl ist gewachsen. Siehe x wie x-beliebig.

U wie Uffpasser: So heißen die Ordner. Steht hinten auf den T-Shirts der Aufpasser. Für Ortsfremde übersetzt in Security.

V wie Voglschaich: Unangenehmes Mitbringsel. Deshalb Obacht beim Anbaggern und rechtzeitig die S wie Sonnenbrille abnehmen.

W wie Wasser: Hin und wieder einen Sprudel trinken. Sonst schafft's man nicht, bis am Samstag um 24 Uhr und am Sonntag um 23 Uhr der B wie Büttel kommt.

X wie x-beliebig: Gilt weder für die Partner- noch die Weinwahl. Beim Wein gibt’s die beste Qualität im Zehntelesglas, von fast allen guten württembergischen Wengertern sind Kostproben zu finden.

Y wie Yoga: Braucht ein Besucher des Stuttgarter Weindorfs nicht. Ihm gelingt es, mittels bewusstseinserweiternder heimischer Substanzen Geist und Körper zu trennen und den Zustand völliger Harmonie zu erreichen.

Z wie Zinken: Kennzeichnet den schwäbischen Experten. Der Schwabe schmeckt den Wein auch mit der Nase. Folgerichtig muss die groß sein, die Durchblutung zeigt den Grad der Kenntnis des Experten an.