Mit Kerzen, Transparenten und Fahnen feierten sie das Jubiläum des Widerstands gegen den geplanten Tiefbahnhof, der sich im Herbst 2009 formiert hatte. Foto: dpa

Zur 300. Montagsdemo haben Tausende von Menschen in Stuttgart den Baustopp des Milliarden-Bahnprojektes gefordert . Hart ins Gericht gingen die Demonstranten mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Stuttgart - Ob Pfarrer, Ingenieure, Gewerkschafter oder Rentner gegen Stuttgart 21 - zur 300. Montagsdemo haben Tausende von Menschen in Stuttgart den Baustopp des Milliarden-Bahnprojektes gefordert. Mit Kerzen, Transparenten und Trommeln feierten sie das Jubiläum des Widerstands gegen den geplanten Tiefbahnhof, der sich im Herbst 2009 formiert hatte. Auf einem Poster waren die Haupt-Kritikpunkte der Gegner zusammengefasst: „S 21 Betrug - weniger Leistung, weniger sicher, weniger Komfort, mehr Kosten.“

Die Veranstalter sprachen von etwa 5000 Demonstranten, die Polizei von ungefähr 2800. Hart ins Gericht gingen die Teilnehmer mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Der einstige Gegner des Vorhabens habe „seinen grünen Mantel in den Wind gehängt“ und durch Untätigkeit geglänzt, sagte der Wissenschaftler und ehemalige Grünen-Politiker Jürgen Rochlitz. Im aufziehenden Landtagswahlkampf müsse vermittelt werden, dass das Ruder noch herumzureißen sei. Die Vermeidungskosten samt Modernisierung des bestehenden Kopfbahnhofes lägen immer noch unter der Summe, die das Durchziehen des Vorhabens erfordere.

Die Bahn beziffert die Kosten auf bis zu 6,5 Milliarden Euro

Die Bauherrin Bahn baut seit 2010 an der Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens samt Anbindung von Landesmesse und Flughafen an die geplante Neubaustrecke nach Ulm. Die Kosten beziffert sie auf bis zu 6,5 Milliarden Euro. Das Land hat zugesagt, 930 Millionen Euro beizusteuern. Den Befürwortern von Stuttgart 21 geht es um eine schnelle Verbindung nicht nur zwischen Stuttgart und Ulm, sondern auch um den Lückenschluss auf der Strecke Paris-Bratislava.
 
Für Rochlitz ist Stuttgart 21 nicht nur eine Fehlinvestition, deren Kosten schon auf bis zu 11,3 Milliarden Euro geschätzt würden. Stuttgart 21 sei auch eine „Todesfalle“, weil weder der Brandschutz, noch das Problem einer viel zu starken und damit unfallträchtigen Neigung der unterirdischen Durchgangsstation gelöst sei. Verwaltung, Regierung und Kontrollinstitutionen wie Bundesrechnungshof und Eisenbahnbundesamt hätten versagt.