Die regionale Außenstelle des Deutschen Wetterdiensts in Stuttgart feiert Jubiläum Foto: Daniel Moritz

Bis zum Ende des Jahrhunderts wird’s im Sommer heißer – dafür gibt’s im Winter mehr Niederschlag, aber weniger Schnee. Dies sind Erkenntnisse kurz vor dem 30-Jahr-Fest der Wetterstation auf dem Stuttgarter Schnarrenberg.

Bis zum Ende des Jahrhunderts wird’s im Sommer heißer – dafür gibt’s im Winter mehr Niederschlag, aber weniger Schnee. Dies sind Erkenntnisse kurz vor dem 30-Jahr-Fest der Wetterstation auf dem Stuttgarter Schnarrenberg.

Stuttgart - Nur weil es im Jahr 1984 den Umzug aus dem Stuttgarter Zentrum auf die Höhen oberhalb des Neckars nahe der Sportplätze des TV Cannstatt gegeben hat, ist der Schnarrenberg vielen Menschen im ganzen Südwesten überhaupt ein Begriff. Denn immer wieder müssen die dortigen Wetterexperten Anfragen von Tageszeitungs- oder Rundfunkredakteuren beantworten. Schnarrenberg – das gilt als Synonym für ernsthafte Erkenntnisse wie lustige Anekdoten zum Thema Wetter

Die Anlagen auf dem Schnarrenberg gehören zum 1952 gegründeten Deutschen Wetterdienst (DWD). Der wirbt mit dem Slogan „Wetter und Klima aus einer Hand“ für seine Tätigkeit, hat seinen Bundessitz im hessischen Offenbach und betreibt sechs weitere Regionalzentralen – in Hamburg, Potsdam, Essen, Leipzig, München und eben in der Landeshauptstadt.

Die Tradition in Stuttgart freilich reicht weiter zurück. Bereits 1791 wurden erstmals die Stuttgarter Temperatur- und Luftdruckwerte im „Schwäbischen Merkur“ veröffentlicht. 1854 folgte die Gründung des „Meteorologischen Instituts“ im „Württembergischen Statistisch-Topographischen Bureau“. Am 1. Juni 1924 verlas ein Moderator erstmals eine Wettervorhersage im Süddeutschen Rundfunk. 1946 wurde das Wetteramt Stuttgart in der Alexanderstraße als Teil des Wetterdiensts in der US-Zone errichtet. 1984 dann zog das Wetteramt in den Neubau. Adresse: Am Schnarrenberg 17.

Für Schickedanz, seit 1998 beim DWD in Stuttgart und seit 2007 Leiter der Niederlassung, ist dieser Standort „ideal, er ist repräsentativ für die hiesige Mixtur aus Kessel und Hügeln“. Kernaufgaben der sechs Meteorologen sowie neun Techniker und Vertriebsspezialisten sind Wettervorhersagen für Baden-Württemberg. Die Landesregierung lässt sich im Extremwetterfall beraten, mit den Hydrologen der Hochwasservorhersagezentrale in Karlsruhe wird zusammengearbeitet. „Zudem betreuen wir auch Freilichttheater oder Erdbeerbauern.“ Im Winter werden Autobahn- und Straßenmeistereien informiert, dazu kommen weitere Kunden wie Energieversorger, Industrie, Handel, Gewerbe oder die Bauwirtschaft.

Dass die Vorhersagen generell immer genauer werden, liegt nach Schickedanz’ Erklärung „an der enormen Kapazität der Rechner, die mit einer immer gigantischeren Datenmenge gefüttert werden können.“ Um alle Details zu verarbeiten, „hat die Maschine in der 90er Jahren noch drei Tage für das Wetter von Morgen gerechnet“. Das geht heute umgleich schneller. Trotz aller Supercomputer ist Schickedanz sich sicher: „Der optimale Wetterdienst benötigt weiterhin den guten Meteorologen mit seiner regionalen Kompetenz.“

Und wohin geht das Wetter in den nächsten Jahrzehnten. Für den Experten steht fest: Die Klimasimulationen sagen „einen deutlichen sommerlichen Temperaturanstieg bis Ende des Jahrhunderts voraus“. Der Niederschlag bleibe zwar im Durchschnitt gleich, „aber die Variabilität nimmt zu – wir haben dann ebenso Dürre wie Hochwasserproblematik im Sommer.“ Dafür gibt’s entsprechend der meisten Klimamodelle eine Zunahme an winterlichen Niederschlägen um insgesamt etwa 80 Liter auf den Quadratmeter. Allerdings wegen der höheren Temperaturen nicht als Schnee. „Weiße Weihnachten wird es immer seltener geben.“

Und welches Wetter liebt der Wetterfrosch selbst am meisten? „Spannender ist es natürlich, wenn sich was tut, etwa Unwetter, Hagel oder steigende Flusspegel. Aber wird sind ganz froh, wenn es anschließend wieder drei Wochen Hochdrucklage zum Durchschnaufen gibt. Und im Urlaub bevorzuge ich das ganz langweilige Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel.“

Zum Jubiläum gibt’s am Sonntag, 13. Juli, auf dem Schnarrenberg von 10 bis 16 Uhr einen Tag der offenen Tür – mit Führungen auf dem Messfeld, Vorträgen zum Klimawandel, einem Kinderprogramm und um 12.45 Uhr dem Start eines Wetterballons.