Das Ehepaar Hauff (links) lebte bis Mitte der 1930er Jahre in der Villa auf der Uhlandshöhe. Das Nachbargebäude (rechtes Bild rechts) gibt es längst nicht mehr. Foto: privat

Eine kleine Ausstellung im Werkstatthaus hat an die Entstehungsgeschichte der Villa Hauff und an das Leben und Wirken des Bauherrn Friedrich Wilhelm Hauff erinnert. Die Villa entstand in den Jahren 1903 und 1904 nach den Plänen von Karl Hengerer, der auch die Arbeiterkolonie Ostheim entworfen hat.

S-Ost - Das Werkstatthaus beeindruckt immer wieder: die Villa selbst, gebaut Anfang des vergangenen Jahrhunderts, die herrschaftliche Auffahrt, die herrliche Aussicht aus den Werkstatträume über den Stuttgarter Talkessel. Das Anwesen in bester Lage am Rand der Uhlandshöhe könnte auch für luxuriöses Wohnen in teuerster Wohnlage dienen – tatsächlich ist es aber seit genau 30 Jahren das Werkstatthaus der Jugendhaus-Gesellschaft. Zu diesem kleinen Jubiläum hat der Bönnigheimer Kunsthistoriker Jörg Alexander Mann eine kleine Ausstellung konzipiert, die zur Langen Nacht der Museen eröffnet wurde und noch bis Ende kommender Woche im Café zu sehen ist. Mit Bildern und Texten wird die Entstehungsgeschichte des Hauses erzählt und die Familie Hauff vorgestellt, nach der die Villa benannt ist.

Die Tochter des Hofwerkmeisters geheiratet

Die Uhlandshöhe war in diesem Bereich ursprünglich Weinberg. Das Grundstück gehörte dem einstigen königlich-württembergischen Hofwerkmeister Ferdinand Wilhelm Kösler (1794-1878). Köslers Tochter Anna heiratete 1862 den Feuerbacher Fabrikanten Julius Hauff. Der hatte sich sozusagen selbst zum Chemiker ausgebildet, war an den ersten Versuchen zur Gewinnung von Öl aus Schiefer auf der Schwäbischen Alb beteiligt und baute dann seine chemische Fabrik zur Herstellung von Säuren in Feuerbach auf. Durch die Hochzeit kam das Grundstück auf der Uhlandshöhe in den Besitz der Familie.

Im Jahr 1863 wurde der Sohn Friedrich Wilhelm Hauff geboren. Er übernahm nach seinem Chemie- und Ingenieurstudium den Betrieb und erweiterte die Produktion um einen fotochemischen Bereich. Die fotografische „Hauff-Platte“ machte ihn international bekannt, er hatte das Patent für die bekannte Entwicklerlösung Metol, bekam im Jahr 1900 in Paris die silberne Weltausstellungsmedaille und gilt bis heute als Pionier der fotochemischen Industrie.

Ein Weinkeller mit Kelter

Hauff war der Bauherr für das „Haus Regina“, wie die Villa abgeleitet aus dem Namen seiner Frau ursprünglich hieß. Sie entstand in den Jahren 1903 und 1904 nach den Plänen des Architekten Karl Hengerer, der beispielsweise auch die Arbeiterkolonie Ostheim entworfen hat. Hengerer verwendete in seinen Entwürfen für die neoromantische Villa auch architektonische Zitate von Schloss Neuschwanstein. Die Bildhauerarbeiten an den Fassaden der Villa stammen von Josef Zeitler, der später Professor an der Höheren Bauschule in Stuttgart war. Auch Friedrich Wilhelm Hauff ließ die Weinberge um die Villa bewirtschaften, deswegen wurde in den Neubau auch ein Weinkeller mit Kelter eingebaut. Heute spielt dort das Puppentheater La-Plapper-Papp.

In der Villa gingen viele namhaften Persönlichkeiten der damaligen Zeit ein und aus: Robert Bosch, Graf Ferdinand von Zeppelin oder auch der Komponist Engelbert Humperdinck. Das ursprünglich als Marstall – also Pferdestall – geplante Chauffeurhäuschen an der Auffahrt wurde schnell zur Garage für Daimler-Wagen.

Seit 1985 Werkstatthaus

Der wirtschaftliche Erfolg von Friedrich Wilhelm Hauff währte allerdings nicht lange. Der aufkommende Rollfilm verdarb das Geschäft mit den Platten, die Familie verarmte zusehends. Im Ersten Weltkrieg diente die Villa als Lazarett, 1939 verkauften die Töchter von Hauff sie an die Stadt. 1942 zog die Waffen-SS dort ein. Mit der Besetzung der Villa durch die Amerikaner im Jahr 1945 begann sozusagen die Zukunft des Anwesens. Erst wurde es als amerikanisches Konsulat genutzt, später war es Sitz der „German Youth Activities“, des ersten Jugendhauses. Nach der Rückgabe der Villa an die Stadt wurde das Gebäude zunächst zum Jugendhaus Ost mit der „Galerie am Berg“, beides Einrichtungen des neu gegründeten Stuttgarter Jugendhausvereins. Seit 1985 ist die Villa das Werkstatthaus mit acht Werkstätten, Café und Galerie.

Die Hauff-Fabrik in Feuerbach wurde im Krieg zerstört und 1948 in Vaihingen/Enz wieder aufgebaut. Später wurde sie von Agfa übernommen und produzierte in den 1970er Jahren Chemikalien für Fotoamateure. Heute gehört sie zur Connect Chemicals Production & Services GmbH.