Amerikanisches Polizistenleben im Fernsehen der Achtziger: Crockett (Don Johnson, rechts) und Tubbs (Philip Michael Thomas) Foto: obs

Vor dreißig Jahren lief erstmals „Miami Vice“ im deutschen Fernsehen. Heute kommt einem die damalige Kult-Serie ganz schön gestrig vor.

Stuttgart - Stuttgart - Hellblaue Häuser, rosa Flamingos, knallgelbe Sportwagen und bunte Seidenhemden unter schneeweißen Jacketts: In keiner anderen Serie spielten Farben eine so große Rolle wie in „Miami Vice“. Überhaupt drehte sich in der im sonnigen Florida angesiedelten amerikanischen Krimiserie, die vor dreißig Jahren im deutschen Fernsehen startete, viel um Klamotten, Sonnenbrillen, Autos, Möbel und andere Stilelemente. Die Form war allemal wichtiger als der Inhalt, die coole Pose entscheidend – die in vielerlei Hinsicht völlig überkandidelte, von ihren Fans überall auf der Welt aber heiß geliebte Serie fing den Zeitgeist der achtziger Jahre besser ein als jede andere. Am 6. Dezember 1986 zeigte die ARD die erste Folge der zwei Jahre zuvor in den USA gestarteten Serie „Miami Vice“, die auch hierzulande das Publikum begeisterte.

Perfekt ergänzt

Im Zentrum standen mit den beiden Drogenfahndern Sonny Crockett (Don Johnson) und Ricardo Tubbs (Philip Michael Thomas) zwei echte Sympathieträger, die sich in ihrer Verschiedenheit nahezu perfekt ergänzten: Crockett war weiß, unerschrocken und aufbrausend, Tubbs dagegen schwarz, zurückhaltend und überlegt. Gemeinsam ermittelten die beiden in ihren weiten Hosen und schicken Lederslippern undercover in der Drogenszene Miamis und konnten so manchen Kokaindealer zur Strecke bringen. Es gelang ihnen jedoch nie, einen entscheidenden Schlag gegen das organisierte Verbrechen zu führen oder den riesigen Verbrechens- und Drogensumpf der Metropole in Florida gar auszutrocknen. Das entschlossene Vorgehen der beiden Gerechtigkeitsfanatiker gegen die großen Kartelle und die allgegenwärtige Korruption auch in den eigenen Reihen geriet oft zum Kampf gegen Windmühlen, was den Frauenhelden Crockett und seinen intellektuell angehauchten Kollegen Tubbs nicht selten zu tragischen Figuren machte – ein Umstand, dem sie mit einem guten Schuss Zynismus und einer Menge Achtziger-Jahre-Coolness begegneten.

Mit schnellen Schnitten und an Videoclips erinnernden grellen Bildern setzte „Miami Vice“ aber vor allem formal neue Maßstäbe, Action entstand durch packend inszenierte Verfolgungsjagden im Sportwagen oder auch mal per Schnellboot, dazu gab es ausufernde Schussgefechte wie im Western, bei denen unzählige Schurken ihr Leben lassen mussten.

Ganz wichtig war aber auch die Musik: Schon der treibende Beat des Titelthemas zum mit malerischen Bildern von Sonne und Luxus garnierten Vorspann versetzte den Zuschauer in die richtige Stimmung; die von Jan Hammer komponierte Melodie avancierte zum internationalen Top-Ten-Hit. Zu hören waren in der Serie aber auch in jeder Folge Stücke von schon damals angesagten Musikern wie Phil Collins, den Dire Straits oder Depeche Mode.

Ungemein erfolgreich

In den USA war das 1984 gestartete „Miami Vice“ ungemein erfolgreich. Als der Sender NBC die Serie jedoch gegen den CBS-Konkurrenten „Dallas“ programmierte, begann der Abstieg von Crockett und Tubbs: 1989 lief die 111. und letzte Folge, in der die beiden Drogenfahnder desillusioniert ihren Job als Undercover-Polizisten an den Nagel hängen.

In Deutschland liefen fast alle Episoden der Serie von 1986 bis 1992 im Ersten, ein paar Folgen wurden ein paar Jahre später noch von RTL und RTL 2 nachgereicht. 2006 adaptierte der Produzent und Regisseur Michael Mann die Serie „Miami Vice“ für das Kino. In dem mehr als zwei Stunden dauernden Leinwandthriller spielten Colin Farrell und Jamie Foxx die Hauptrollen – und das zur großen Enttäuschung vieler Fans ganz ohne pastellfarbene T-Shirts oder an den Ärmeln hochgekrempelten Leinensakkos.