Cannabis – gleich kiloweise soll der Angeklagte mit dem Rauschgift gehandelt haben. Foto: dpa-Zentralbild

Ein 28 Jahre alter Mann hat vor dem Landgericht gestanden, mit Drogen gehandelt zu haben. In seiner Wohnung in Stuttgart wurden zudem Waffen und Falschgeld gefunden.

Stuttgart - Mehrere Kilogramm Marihuana, rund ein Kilogramm Kokain, tütenweise Ecstacy-Tabletten, ein Revolver, ein Kalaschnikov-Nachbau, Schreckschusswaffen, falsche 50-Euro-Scheine – es kommt ganz schön was zusammen bei dem Prozess vor der 7. Strafkammer gegen einen 28 Jahre alten Mann aus Stuttgart. Der in Norddeutschland geborene Angeklagte, einst Feldhockey-Jugendnationalspieler, legt ein Geständnis ab.

„Warum haben Sie das mit den Drogen gemacht?“, fragt der Vorsitzende Richter Rainer Gless. Das frage er sich selbst jeden Tag, sagt der Angeklagte. „Das Geld war’s nicht“, ergänzt er. Neugierig sei er gewesen, es habe ihm einen Kick gegeben. Anfangs habe er im Darknet, in dem verschlüsselten Segment des Internets, nur Drogen für Bekannte geordert. Die Qualität des Rauschgifts sei dort besser, günstiger sei es auch. Ein Kumpel habe nach kurzer Zeit nach größeren Mengen gefragt. Und der Darknet-Kontakt zu einem Lieferanten namens River 87 habe sich regelrecht freundschaftlich entwickelt, so der 28-Jährige.

Komplize widerspricht dem Angeklagten

Der erste Deal lief Anfang 2016 ab. Der freundliche Lieferant brachte bei einer Stippvisite ein Kilogramm Marihuana mit. Der Angeklagte gesteht das freimütig, obwohl dieses Geschäft nicht angeklagt ist. So sei das weitergegangen, meist auf Provisionsbasis. Der Stoff sei aus den Niederlanden gekommen – und aus einer „unterirdischen Plantage in Norddeutschland“. Sein Kumpel habe die größeren Mengen verkauft, er selbst nur kleinere, sagt der 28-Jährige. Dem widerspricht dieser Kumpel in seinem eigenen Strafverfahren.

Um die Drogenlieferungen sicherer zu machen, habe er im Darknet zwei falsche Ausweise für jeweils 150 Euro besorgt, sagt der Angeklagte. Auch das ist nicht angeklagt. Mit den falschen Papieren richtete er bei der Post Packstationen ein, wohin die Drogen geliefert wurden. Sein Lieferant mit dem Darknet-Namen River 87 sitzt derweil in Kempten im Gefängnis.

Polizei stürmt die Wohnung

Als die Polizei die Wohnung des Angeklagten am 8. Juli vergangenen Jahres in Neugereut stürmte, stellten die Beamten neben Rauschgift noch zwei Schreckschusswaffen, einen Revolver und ein Selbstladegewehr sicher. Dazu will sich der 28-Jährige noch äußern. Und was war mit den sieben gefälschten 50-Euro-Banknoten, die die Polizei ebenfalls fand? Die habe er für neun Euro pro Schein aus dem Darknet bestellt. „Aber nicht, um sie in Umlauf zu bringen“, sagt er. Die Qualität sei viel zu schlecht gewesen. Er habe sich mit einem Schein eine Zigarette angezündet und davon ein „cooles“ Foto gemacht.

Als er im Jahr 2000 mit seiner Mutter von Lübeck nach Stuttgart zog, sei es mit ihm bergab gegangen, meint der Mann. Das Niveau auf dem Stuttgarter Gymnasium sei höher gewesen als zuhause – zu hoch für ihn. Er wechselte auf die Hauptschule, schaffte dann auf Umwegen die Mittlere Reife. In Stuttgart habe er auch zu kiffen begonnen. Später nahm er Speed und Kokain.

Eine kaufmännische Ausbildung scheiterte, er hatte mit Panikattacken und Angstzuständen zu kämpfen. Laut seiner Aussage entsagte er den Drogen. Da war er aber schon abhängig von Benzodiazepinen, die er gegen seine Ängste bekommen hatte. An Hochleistungshockey war da schon lange nicht mehr zu denken. Der Prozess wird wird am 25. Januar fortgesetzt.