Der Stadtseniorenrat sieht sich als Stimme der älteren Bewohner Stuttgarts. Foto: dpa

Der Stadtseniorenrat hat sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Das Gremium hat sich vorgenommen, politisch aktiver zu werden. Vor allem ein Thema treibt die Senioren um.

Stuttgart - Im Alltag hat der Stadtseniorenrat in der Regel mit den ernsten Themen und Problemen der letzten Lebensphase zu tun. Umso mehr sollte der Festakt zum 25. Jahrestag der Konstituierung des Gremiums im Treffpunkt Rotebühlplatz „eine fröhliche Feier“ sein, wie die Vorsitzende Renate Krausnick-Horst eingangs betonte, nachdem die Jazz-Combo Filder mit swingendem Sound die gute Laune der Anwesenden befördert hatte. Krausnik-Horst machte aber auch gleich deutlich, was der Auftrag des Seniorenrates sei: „Wir wollen eine starke Stimme sein zum Wohle der älteren Menschen in dieser Stadt.“

In seiner Festrede dankte Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) dem Gremium im Namen der Stadt „für 25 Jahre Engagement. Sie haben bewiesen, dass wir sie brauchen.“ Jüngstes Beispiel für die erfolgreiche Tätigkeit sei die „nette Toilette“, die man „eigentlich nicht nur an den vier Versuchsstationen bräuchte, sondern in allen Stadtteilen“, erklärte Wölfle. Wichtig sei der Stadtseniorenrat aber „nicht zuletzt für die Beratung und als Anlaufstelle“, betonte der Bürgermeister. Zunehmende Bedeutung gewinne dies „beim Thema Vereinsamung im Alter“. Wölfle bekräftigte die „Notwendigkeit für eine hauptamtliche Geschäftsführung“ fürs Gremium, was im Saal mit Wohlwollen registriert wurde.

Erhebliche Probleme bei der Unterbringung

Das dezentrale Beratungsangebot sei „super für eine Großstadt“, lobte Roland Sing, der Vorsitzende des Landesseniorenrates, die Verhältnisse in Stuttgart. Fast zu einer Brandrede wuchsen sich dann aber seine Ausführungen zu „sozialpolitischen Themen“ aus. Sing forderte, „endlich die drohende Altersarmut zu erkennen“ und bei der Rente „angesichts der kommenden Kürzungen des Niveaus für die Jüngeren zum Umlagesystem und zu einem parteiübergreifenden Konsens zurückzukehren“. Nur so lasse sich „wieder sozialer Frieden stiften“, sagte Sing. Und gravierend seien „landesweit die vielen Defizite in der Pflege“.

Ein Thema, das dann auch in einer Talk-Runde mit langjährig Aktiven aufgegriffen wurde. Renate Krausnick-Horst sprach von „erheblichen Problemen“ und meinte: „Ein Problem ist der hohe Eigenanteil für die Unterbringung. Dadurch entsteht in den Heimen eine Situation, die sich nicht halten lässt.“ Sie sprach von „traurigen Zuständen“: „Die Heime dürfen nicht Verwahranstalten werden. Wir brauchen mehr Kapazität für liebevolle Zuwendung. Es wird vergessen, dass dies die letzte Lebensstation ist.“ Zugleich markierte sie eine Positionsbestimmung: „Wir müssen als Stadtseniorenrat künftig politischer werden.“

Als bedeutendsten Schritt in der Entwicklung des Gremiums bezeichnete sie die „Etablierung von Delegierten in allen 23 Stadtbezirken. Unsere Stärke ist, dass wir dort präsent sind, wo die Menschen ihren Lebensmittelpunkt haben“. Bei den Beratungen von Beginn an im Zentrum des Interesses: „Die Patientenverfügung, also das Bedürfnis nach einem friedlichen Sterben ohne unnötige lebenverlängernde Maßnahmen. Das ist bis heute das wichtigste Thema“sagte Werner Schüle. Am Beispiel des Kampfes gegen Sperrfristen beim Senioren-Ticket machte der stellvertretende Vorsitzende deutlich, dass das Wirken des Stadtseniorenrates „oft ein Bohren von dicken Brettern ist“. Mit dem Blick auf die Zukunft stellt Schüle fest: „Es gibt weiter viel zu tun!“