T-Shirt, Bananen und Handy stehen symbolisch für den globalen Handel. Foto: Lg/Piechowski

Menschenrechtsverletzungen im globalen Handel sind das beherrschende Thema beim 20. Weltladentag in Stuttgart. Besonders in der Kritik stehen die großen Supermarktketten.

S-Mitte - Der simulierte Tatort befindet sich am Charlottenplatz im Innenhof des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA). Mit gelber Kreide sind ein T-Shirt, ein Handy und ein Bündel Bananen umrandet. Mit dieser Inszenierung wollen die Stuttgarter Weltläden zum 20. Weltladentag auf die Menschenrechtsverletzungen im globalen Handel aufmerksam machen. Doch die Textil-, die Elektro- und die Lebensmittelindustrie sollen lediglich als Beispiele dienen. „Menschenrechtsverletzungen finden überall auf der Welt und quer durch alle Bereiche der Industrie statt“, erklärt Angelika Maucher vom Weltladen-Dachverband am Samstag.

Große Supermarktketten in der Kritik

Unter dem Motto „Mensch. Macht. Handel. Fair“ möchten die Veranstalter bewirken, dass Menschenrechte in globalen Lieferketten eingehalten werden. „Wir wollen erreichen, dass diese Rechte zur Normalität werden und die Missachtung zur Ausnahme“, sagt Maucher. „Bislang sind es die Produkte aus dem fairen Handel, die besonders gekennzeichnet werden. Das möchten wir umkehren.“

Besondere Kritik gilt den großen Supermärkten. In einem Vortrag sprechen Maucher und Elena Muguruza vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB) im sogenannten globalen Klassenzimmer des Welthauses im Institut über die „Macht der Supermarktketten“. „Die großen Märkte bestimmen den Preis, das ist ein Problem, denn durch das Drücken der Preise können viele Arbeiter, die an der Herstellung von Produkten beteiligt sind, nicht von ihrer Arbeit leben“, erklärt Muguruza. Dabei stehen nicht nur die Billigketten und Discounter in der Kritik, sondern auch Läden der gehobenen Preisklasse. Denn „teuer bedeutet nicht gleich fair“, so Maucher. Jedes Land in Europa sei gefordert, einen Aktionsplan anhand der Leitlinien der Vereinten Nationen auszuarbeiten, der die Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette gewährleistet, so die Forderung. Deutschland wolle das bis zum Jahr 2016 tun.

Sensibilität für Fairen Handel wächst

Das Fazit des Weltladentags fällt dennoch recht positiv aus. „In den vergangenen 20 Jahren hat sich schon einiges getan in Sachen fairer Handel, auch wenn es noch viele Baustellen gibt“, sagen die beiden Frauen. „Die Sensibilität wächst stetig“, berichtet Muguruza aus ihrer Erfahrung. Die acht Weltläden in Stuttgart würden von den Menschen gut angenommen. „Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit“, sagt sie. Der jüngste Weltladen ist am Charlottenplatz direkt im Gebäude des Instituts für Auslandsbeziehungen angesiedelt. Auf 90 Quadratmetern findet sich hier ein breites Angebot – von der fair gehandelten Kaffeebohne über den Fußball bis hin zu T-Shirts und Taschen.