2014 – laut Stage Entertainment eine Erfolgsgeschichte: „Tarzan“ mit Gian Marco Schiaretti und Merle Hoch als Jane Foto: Stage Entertainment

Über Zahlen reden Musical-Macher selten. Aus Anlass von 20 Jahren Musical in Stuttgart gewährt der Unterhaltungskonzern Stage Entertainment wenigstens einen kurzen Einblick: 17 Millionen Besucher haben in zwei Jahrzehnten 14 000 Shows besucht – kein Schaden für die Gästebilanz der Landeshauptstadt.

Über Zahlen reden Musical-Macher selten. Aus Anlass von 20 Jahren Musical in Stuttgart gewährt der Unterhaltungskonzern Stage Entertainment wenigstens einen kurzen Einblick: 17 Millionen Besucher haben in zwei Jahrzehnten 14 000 Shows besucht – kein Schaden für die Gästebilanz der Landeshauptstadt.

Stuttgart - „Mamma Mia!“, „Tanz der Vampire“, „Tarzan“ oder vielleicht doch „Cats“? Er sei kein Kenner des Genres und könne demnach kein Lieblingsmusical benennen, hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn kürzlich bekannt. „Aber die Musicals im SI-Centrum tun Stuttgart gut, sie bereichern die Kulturszene der Landeshauptstadt.“

Gesagt hat Kuhn letztere zwei Sätze am Montag bei der Gala „Celebrate Musical“, mit der die Stage Entertainment im SI-Centrum 20 Jahre Musical-Theater gefeiert hat. Die Geburtstagsparty ist dabei vergleichsweise bescheiden ausgefallen – zumindest im Vergleich zu ähnlichen Anlässen in der Anfangszeit der Musical-Ära in Stuttgart.

Lange her. Längst hat der in Holland ansässige, von Joop van den Ende straff geführte Unterhaltungskonzern Stage Entertainment in den beiden Theatern im SI-Centrum das Sagen, genauer seit 2002. Mit Zahlenangaben darüber, wie gut ihre Theater besucht sind – neben Stuttgart noch in Hamburg, Berlin und Oberhausen –, hielt und hält sich die Stage stets zurück. Nun zum Jubiläum in Stuttgart gab es eine Ausnahme. 17 Millionen Besucher haben in 20 Jahren rund 14 000 Shows besucht, hat die Stage-Deutschland-Chefin Uschi Neuss am Montag zu Beginn der Gala im 1997 eröffneten Palladium-Theater gesagt. Umgerechnet saßen im Schnitt etwa 1200 Besucher in jeder Show. Bei einem Fassungsvermögen von jeweils 1800 Plätzen waren die beiden Theater also bei jeder Show zu zwei Dritteln gefüllt.

„Die Rechnung ist so korrekt, die reine Auslastung ist aber maximal ein Indiz dafür, ob eine Show kommerziell erfolgreich ist“, sagt Stage-Sprecher Stephan Jaeckel. Kommerziell erfolgreich bedeutet: Mit einem Stück wurde Geld verdient. Je nach Aufwand genügt demnach auch mal ein Besucherschnitt von 900. Die Ausgangslage in der Landeshauptstadt stelle sich laut einer Besucherumfrage so dar, dass „aus kommerzieller Sicht in Stuttgart die Anziehungskraft der Theater selten über die Grenzen Baden-Württembergs hinausreicht“.

Die Gästebilanz der Landeshauptstadt und der Region profitiert erheblich von den beiden Theatern im SI-Centrum. Von den rund vier Millionen auswärtigen Besuchern, die hier übernachten, kommen laut der städtischen Tourismus-Tochter Stuttgart Marketing etwa 2,7 Millionen geschäftlich her. „Über 1,3 Millionen sind Freizeitgäste“, sagt Tourismusdirektor Armin Dellnitz. Davon wiederum schätzt Dellnitz den Anteil der Musical-Besucher auf rund 20 Prozent. Heißt auch: Der überwiegende Teil der Musical-Besucher sind Tagesgäste.

Deren Geschmack zu treffen sei immer mit einem gewissen Risiko verbunden, sagt Stephan Jaeckel. Falsch eingeschätzt hat die Stage die Zugkraft der personalintensiven und daher teuren Step-Show „42nd Street“, die 2004 nach nur gut einem Jahr abgesetzt worden war. Die 20 Millionen Euro teure „Tarzan“-Produktion kam voriges Jahr aus Hamburg und wird nach heutigem Stand wohl über die notwendigen zwei Jahre hinaus in Stuttgart gespielt werden.

Hamburg bleibe als internationale Metropole und Firmensitz von Stage-Deutschland erster Premierenstandort des Unternehmens, sagt Jaeckel. Und Stuttgart erster Standort für die Zweitverwertung von bereits andernorts gespielten Shows? Vom Stage-Sprecher gibt es dazu ein klares Jein. „Nicht jedes Stück passt nach Stuttgart“, so der Sprecher. Mit zwei stets unterschiedlichen Stoffen will die Stage in Stuttgart ein breites Publikum erreichen. Eine Premiere sei in der Landeshauptstadt aber immer mal wieder denkbar, eventuell auch von Eigenproduktionen, die die Stage immer wieder entwickelt, um hohe Lizenzgebühren zu sparen, wie sie etwa an den Disney-Konzern für „Tarzan“ fällig wurden. Jaeckel: „Wir haben für Stuttgart etwas im Köcher.“ Da bis zur Bühnenreife meist vier bis fünf Jahre vergingen, sei auch nach dem am 6. November startenden Musical „Chicago“ die Premiere einer Eigenproduktion unwahrscheinlich.

Um nicht völlig im Vagen zu bleiben, nennt Jaeckel doch noch eine Zahl aus der Befragung der Stage. „2013 haben die Besucher unserer Shows in Stuttgart insgesamt 186 Millionen Euro ausgegeben – den Theater-Eintritt nicht mitgerechnet.“ Insgesamt beträgt der jährliche Umsatz durch den Tourismus in der Region laut Dellnitz vier Milliarden Euro.