Der deutsche Arbeitsmarkt ist nach der Sommerpause schwach in den Herbst gestartet. Foto: dpa

Meist sorgt das Ende der Sommerpause für einen kräftigen Schub auf dem Arbeitsmarkt - dieses Jahr scheint der Herbstaufschwung hingegen zu schwächeln. Eine Trendwende sei das aber nicht, versichert die Bundesagentur für Arbeit.

Meist sorgt das Ende der Sommerpause für einen kräftigen Schub auf dem Arbeitsmarkt - dieses Jahr scheint der Herbstaufschwung hingegen zu schwächeln. Eine Trendwende sei das aber nicht, versichert die Bundesagentur für Arbeit.

Nürnberg - Der deutsche Arbeitsmarkt ist nach der Sommerpause überraschend schwach in den Herbst gestartet. Im September sank die Zahl der Erwerbslosen lediglich um 94.000 auf 2,808 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Der Rückgang zum August fiel damit so niedrig aus wie seit zehn Jahren nicht. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,2 Punkte auf 6,5 Prozent ab. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Zahl der Erwerbslosen um 41.000.

Nach Abzug jahreszeitlicher Sonderfaktoren, die im September wegen der Einstellungswelle nach der Sommerpause besonders ausgeprägt sind, wäre die Zahl der Erwerbslosen sogar noch gestiegen - und zwar um 12.000 auf 2,918 Millionen. Weise begründete einen Großteil der leichten Delle mit den gesunkenen Förderangeboten für Jobsucher: Dadurch würden mehr Menschen in der Arbeitslosenstatistik gezählt. Für die derzeit wachsende Konjunkturskepsis machte Weise hauptsächlich „Stimmungsfaktoren“ verantwortlich, die aber nicht von der tatsächlichen Lage der Wirtschaft gedeckt seien.

„Der Arbeitsmarkt ist stabil, auch wenn die Wirtschaftsaussichten verhalten sind“, unterstrich Weise. Derzeit sehe er auch keine Hinweise, dass sich die Lage durchgreifend verändere. So liege die Zahl der Beschäftigten, die sich wegen drohender Arbeitslosigkeit bei den Arbeitsagenturen melden, „auf einem normalen, unauffälligen Niveau. Auch Kurzarbeit wird derzeit wieder weniger in Anspruch genommen“, erläuterte Weise. Die Anfragen von Firmen wegen Kurzarbeit seien im September zwar leicht gestiegen, aber längst nicht so stark wie im Vorjahr, ergänzte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker.

Nach Einschätzung von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zeigen die aktuellen Zahlen, „dass der Wind, der uns auf den internationalen Märkten entgegenweht, zwar rauer geworden ist“. Dennoch stehe der Arbeitsmarkt auf festen Beinen: „Die Beschäftigung bleibt hoch und steigt sogar weiter. Und die gute Binnenkonjunktur bildet eine verlässliche Grundlage für eine weiterhin stabile Arbeitsmarktentwicklung.“

Im kommenden Jahr soll Arbeitslosigkeit weiter sinken

BA-Chef Weise rechnet trotz der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheiten auch für das kommende Jahr mit sinkender Arbeitslosigkeit. Die Erwerbslosenzahl werde 2015 im Schnitt bei 2,88 Millionen liegen, prognostizierte er. Das wären rund 20.000 weniger als für dieses Jahr erwartet wird. Schließlich präsentiere sich die deutsche Wirtschaft trotz des schwachen zweiten Quartals stabil, begründete Weise. So sei die Binnennachfrage weiter hoch und „die Investitionen laufen einigermaßen“. Auch beim Export rechne er wieder mit kräftigeren Impulsen. Die könnten nicht nur aus den USA und Großbritannien kommen, sondern auch aus Spanien und Portugal.

Unterdessen öffnet sich die Schere zwischen der Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Erwerbstätigkeit weiter: Während die Zahl der Erwerbslosen nach Abzug von Saisonfaktoren seit Monaten kaum noch sinkt, wächst die Zahl der neu geschaffenen Jobs unvermindert weiter. So gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nach den jüngsten Daten vom August 42,85 Millionen Erwerbstätige - und damit 26.000 mehr als im Juli. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 355.000 Arbeitsplätze mehr.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag nach BA-Hochrechnungen im Juli bei 30,12 Millionen; das sind 30.000 mehr als im Juni und 528.000 mehr als im Jahr davor. Die Zahl der offenen Stellen stieg im September um 46.000 auf 518.000. Arbeitslose allerdings profitierten davon nach Beobachtungen der Bundesagentur verhältnismäßig wenig; viele Stellen würden vielmehr mit zuwandernden EU-Fachkräften und gut ausgebildeten Frauen besetzt, die nach der Familienzeit ins Berufsleben zurückkehren. Die im Vorjahr gestartete Förderoffensive für Langzeitarbeitslose beginne aber allmählich zu greifen, versicherte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt.