Ein 2:2 gegen Hannover 96 hat für Freiburg nicht gereicht, um den letzten Tabellenplatz zu verlassen. Foto: dpa

Nach der zehnten Saisonniederlage ist Borussia Dortmund auf den 17. Platz abgerutscht, Freiburg überwintert sogar noch dahinter. Dagegen ist dem FC Bayern in der Nach-WM-Saison eine Hinserie der Superlative gelungen

Düsseldorf - Ein Fußball-Märchen für den FC Bayern, ein Alptraum für den BVB. Für die Branchenführer aus München und Dortmund ist eine Bundesliga-Hinserie der Extreme zu Ende gegangen. Spitzenreiter Bayern verabschiedete sich mit einem Rekord-Vorsprung und einer historisch geringen Zahl an Gegentoren in die Weihnachtsferien.

Dagegen rangieren die Dortmunder erstmals seit 30 Jahren nach 17 Spieltagen wieder auf einem direkten Abstiegsplatz. Nur das 2:2 am Sonntag zwischen dem Tabellenletzten Freiburg und Hannover verhinderte den BVB-Sturz auf Rang 18. Bei dieser bedrohlichen Lage sprach BVB-Coach Jürgen Klopp Klartext: „Dass wir dastehen wie die Vollidioten, geschieht uns recht. Wir haben die beschissenste Vorrunde gespielt.“

BVB spielt wie Abstiegskandidat

Beim 1:2 in Bremen präsentierte sich die Borussia zum wiederholten Mal wie ein Abstiegskandidat. Darüber hinaus gibt die Gesamtbilanz zu denken: Keine Mannschaft kassierte in dieser Saison mehr Niederlagen (10), kein Team verbuchte weniger Auswärtspunkte (4).

Nicht zuletzt deshalb sehnen alle Beteiligten die Rückkehr von derzeit verletzten Leistungsträgern wie Marco Reus und Henrich Mchitarjan zum Rückrundenstart herbei. „Sollten wir alle Mann durch die Vorbereitung bekommen und dann Ende Januar mit den vermeintlich stärksten Spielern antreten können, dann werden wir auch wieder ein anderes Gesicht zeigen. Aber es gibt keine Garantie, dass es besser wird“, warnte Kapitän Mats Hummels. Anders als die Dortmunder können sich die Münchner nach dem 2:1 in Mainz auf ein besinnliches Weihnachtsfest freuen.

Mit elf Zählern Vorsprung auf Wolfsburg toppten sie ihren eigenen Rekord aus der Vorsaison und den des BVB aus 2010/2011 (jeweils zehn). Zudem ist die bisherige Bestmarke bei den Gegentreffern aus den Spielzeiten 2003/2004 (VfB Stuttgart/7) und 2012/2013 (FC Bayern/7) Geschichte, weil Torhüter Manuel Neuer nur viermal hinter sich greifen musste. Die Tordifferenz (+37) ist ebenfalls unerreicht. Zum erst fünften Mal überstand ein Team die Hinserie ohne Niederlage.

Auch Bremen, Stuttgart und Hamburg bangen um die Klasse

Solch famose Zahlen stimmten selbst den als Dauer-Mahner bekannten Matthias Sammer ungewöhnlich generös. Am Ende des WM-Jahres empfahl der Münchner Sportvorstand den Profis, die Ferien zum Faulenzen zu nutzen: „Die Jungs sollen jetzt machen, was sie wollen. Sie sollen sehr wenig tun, viel regenerieren.“ Nicht nur die Münchner konnte sich über Superlative freuen. Mit dem 2:1 über Köln schloss der Tabellenzweite Wolfsburg die beste Hinserie seiner Bundesliga-Historie ab. Ähnliches gilt es für die Augsburger - neben Aufsteiger Paderborn das größte Überraschungsteam. „Das war ein Ausrufezeichen hinter ein sensationelles Jahr 2014“, frohlockte Trainer Markus Weinzierl nach dem 2:1 über Mönchengladbach.

Mit Dortmund, Bremen, Stuttgart und Hamburg bangen gleich vier Traditionsclubs um den Klassenverbleib, der mittlerweile auch für Hertha BSC nach dem 0:5 am Sonntag gegen das aufstrebende Team von 1899 Hoffenheim ein schwieriges Unterfangen werden dürfte. John Anthony Brooks mit einem Selbsttor, Hoffenheims doppelt erfolgreicher Elfmeterschütze Sejad Salihovic, Sven Schipplock und Sebastian Rudy erzielten die Treffer zum Erstliga-Rekordsieg der Kraichgauer. Der HSV überwintert zwar nicht auf einem Abstiegsplatz, gilt aber als großer Problemfall. Neben der Ankündigung von Milliardär Klaus-Michael Kühne, ein Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro zurückzufordern, verheißt auch die geringe Ausbeute von nur neun Toren in 17 Hinrundenspielen wenig Gutes.

Diese Bilanz wurde nur von Eintracht Frankfurt (1988/89) und Tasmania Berlin (1965/1966) mit jeweils acht Treffern unterboten. Beim 0:0 „auf“ Schalke ließen die HSV-Profis erneut beste Chancen ungenutzt. „Das ist natürlich eine Katastrophe“, klagte Mittelfeldspieler Nicolai Müller über die Torflaute. In Alexander Meier (Frankfurt/13) und Arjen Robben (FC Bayern/10) gab es zwei Profis, die mehr Treffer erzielten als alle Hamburger zusammen. Mit seinem Elfmetertor beim 1:1 seiner Mannschaft in Leverkusen festigte Meier seine Führung in der Torjägerliste.

Die kuriosesten Tore gelangen jedoch anderen. Vor dem Stadion in Paderborn wurde eine Straße nach Moritz Stoppelkamp benannt, nachdem der Rekordschütze gegen Hannover aus 82,3 Metern getroffen hatte. Auf diese Idee würde im Fall von Christoph Kramer niemand kommen. Der Mönchengladbacher Weltmeister netzte in Dortmund aus 44 Metern ein - ins eigene Tor.