Nach dem Krieg war der Handel mit Öl und Heizöl das Hauptgeschäft. Foto: Zeller und Gmelin

Zeller und Gmelin feiert sein 150-jähriges Jubiläum. Die Öle und Lacke aus Eislingen sind in der ganzen Welt bekannt.

Eislingen - Öl war und ist das Geschäft der in früheren Tagen zuweilen „anrüchigen“ Eislinger Firma Zeller und Gmelin, die im Volksmund kurz als ZG bekannt ist. An diesem Wochenende feiert sie ihr 150-jähriges Bestehen. Am Samstag findet von 10 bis 16 Uhr ein Tag der offenen Tür mit vielen Attraktionen statt, etwa Mitmachshows oder Holzsägevorführungen.

Mit Ölschiefer fing es an

Die Anfänge des Unternehmens liegen genau genommen sogar länger als 150 Jahre zurück: Theodor Zeller aus Unterhausen bei Reutlingen und sein Kompagnon Wilhelm Ruff aus Ludwigsburg, beide Ingenieure in Diensten der Eisenbahn St. Gallen, stießen 1855 auf der Großeislinger Markung auf Schiefervorkommen. Damals, vor dem Siegeszug des Erdöls, war Schiefer das graue Gold der Ölbarone. Wie es bei Holzheim oder Boll auch geschah, dachten sie, den ölhaltigen Schiefer aus Eislingen als Brennstoff und Energiequelle nutzen zu können. Am nordöstlichen Ortstrand entstand die erste Fabrik zur Destillation von Ölschiefer. Das aufwendige Verfahren warf aber weder die gewünschte Menge Öl noch genug Gewinn ab. Zeller und Ruff verdingten sich nur zwei Jahre später wieder bei der Eisenbahn.

Geschäfte mit Sumatra

Der jüngste Bruder Zellers, Albert, versuchte es aber erneut, nahm den Stuttgarter Apotheker Paul Gmelin als Teilhaber auf, und beide gründeten 1866 die Zeller und Gmelin Mineralölgesellschaft. Mit dem Schiefer kamen sie freilich auf keinen grünen Zweig. Dafür gewann der Handel mit Maschinenölen und Schmierfetten an Bedeutung, und es wurde an eigenen Produkten getüftelt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwarb Zeller und Gmelin das heutige Firmengelände zwischen der Schlossstraße und der Bahnlinie, unter anderem für den Bau einer Benzinraffinerie. Geschäftsbeziehungen zum Kauf geeigneten Öls wurden bis Sumatra unterhalten, zu den Kunden zählten die Firmen Mercedes und Zeppelin.

Als im ersten Weltkrieg die Raffinerie zum Erliegen kam, besann sich der damalige Firmenleiter Julius Zeller auf die Schieferproduktion. Über mehr als einen Kilometer wurde der Schiefer von der Abbaustelle nördlich des Vogelgartens mit einer Seilbahn quer durch Großeislingen zur Schlossstraße transportiert. Lange währte diese Ära nicht. Nach wenigen Jahren wurde die Produktion eingestellt, die Seilbahn abgebaut.

Von Heizöl auf Schädlingsbekämpfung gekommen

Nach dem Krieg war Heizöl zunächst das Hauptgeschäft. Doch dann entwickelte Zeller und Gmelin immer neue Produkte. Erst Reinigungs- und Bindemittel, doch bald erweiterten auch Farben die Palette sowie Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Längst ist die Firma ein hochmoderner und weltweit operierender Konzern mit Dependancen nicht nur im europäischen Ausland sondern auch in Kanada, den USA und China.

In seinen Labors werden heute unter anderem Schmierstoffe für die Industrie, für die Land- und Forstwirtschaft oder den automotiven Bereich entwickelt. Das können Hydraulik- oder Motorenöle sowie Schmierstoffe für die Metallbearbeitung oder für die Textilindustrie sein. Aber auch biologisch abbaubare Kettenöle gehören zum Produktportfolio des Unternehmens.

Jeder dritte Joghurtbecher mit ZG-Farbe bedruckt

Neben den Schmierstoffen und der Industriechemie nehmen UV-Farben inzwischen eine Weltmarktstellung ein. Im Schnitt ist jeder dritte Joghurtbecher mit einer Farbe von Zeller und Gmelin bedruckt. Der Verpackungsdruck für die Lebensmittelindustrie ist längst zu einer festen Größe in der Firma geworden.

Die Zeiten, als das Unternehmen noch „zum Himmel stank“, sind hingegen passé. Umweltgerechtes Produzieren steht längst im Vordergrund. Hochmoderne Abscheider und Reinigungsanlagen filtern Verunreinigungen aus der Abluft und dem Abwasser. Der Gedanke der Entsorgung ist bereits in der Entwicklung neuer umweltverträglicherer Produkte enthalten. Fast 20 Prozent der 450 Mitarbeiter in Eislingen arbeiten in der Forschung. Umwelt, Energie- und Hygieneaspekte nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Davon können sich am Samstag auch die Besucher des Tags der offenen Tür ein Bild machen.