Als Rationalisierungsopfer verstehen sich die Göppinger Beschäftigten des Serviceunternehmens VCS, die sich gegen die Schließung ihrer Niederlassung stemmen Foto: Horst Rudel

Als skandalös und skrupellos haben Vertreter der Gewerkschaft Verdi die Pläne der Telekom bezeichnet, die die Göppinger Niederlassung ihrer Dienstleistungstochter Vivento Customer Services, VCS, schließen will.

Göppingen - Als skandalös und skrupellos haben Vertreter der Gewerkschaft Verdi die Pläne der Telekom bezeichnet, die die Göppinger Niederlassung ihrer Dienstleistungstochter Vivento Customer Services, VCS, schließen will. Seit knapp einer Woche wissen die rund 150 Beschäftigten von diesen Plänen. Als erste Reaktion haben rund 60 Betroffene in einer Mittagspausenaktion jetzt gegen den Stellenabbau demonstriert und wurden von Kollegen der benachbarten Telekomtochter für Informations- und Kommunikationstechnologie T-Systems unterstützt. Weitere Schließungen von VCS-Standorten sind für Offenburg und Weingarten angekündigt worden. Die Telekom will bundesweit bei ihrer Servicetochter zehn von bisher 15 Niederlassungen schließen.

Nach Ansicht der Göppinger Beschäftigten wird damit der Konzentrationsprozess innerhalb des Telekomkonzerns weiter vorangetrieben. Ihnen sei eröffnet worden, dass der Göppinger Standort mit rund 150 Mitarbeitern nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sei, sagte Hans-Dieter Adameit, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von VCS Göppingen. Künftig sollen die anspruchsvollen Serviceaufgaben der VCS Göppingen rund um die Themen Hotlines, Qualitätsmanagement, Diagnose, Internet und Datenredaktion in Mannheim gebündelt werden. Dazu werden offenbar die Aufgaben der Niederlassungen Göppingen, Weingarten, Offenburg und Frankfurt in Mannheim konzentriert. Das Angebot, an den neuen Standort der VCS zu wechseln, ist bei den Versammelten auf wenig Begeisterung gestoßen. „Ich bin schon drei Mal mitverkauft worden“, sagte eine ältere Beschäftigte, die früher ihren Telekomarbeitsplatz in Stuttgart hatte und daran erinnerte, dass Telekom ihren Geschäftszweig zunächst an die VCS verkauft hatte, der später an das Bertelsmann Medienunternehmen Arvato weitergereicht wurde, bevor er wieder bei VCS landete. „Das ist Personalabbau durch die Hintertür“, kommentierte die Verdi-Landesfachsekretärin für Telekommunikation Christine Muhr die jüngste Standortrochade der Telekom.

Vor allem die zahlreichen Teilzeitbeschäftigten und die 34 Schwerbehinderten könnten den Wechsel nach Mannheim kaum bewerkstelligen. Schon jetzt nehmen die Beschäftigten weite Weg auf sich und fahren von Ulm, Aalen, Heilbronn, Schwäbisch Hall und Ludwigsburg nach Göppingen.

Für Muhr steht fest, dass der Konzern mit den Göppinger Beschäftigten jetzt die Schwächsten angreife, weil es hier keine geltenden Tarifverträge gebe. „Wir haben zwar inzwischen einen gut funktionierenden Betriebsrat, aber zu Verhandlungen über ein Tarifwerk sind wir bisher immer vertröstet worden“, monierte Muhr. Erschwerend komme hinzu, dass rund 90 Prozent der Beschäftigten Beamte seien, die nicht streiken dürfen. Der Beamtenanteil sei so hoch, weil in Göppingen vor allem hoheitliche Aufgaben erledigt werden, erklärte die Gewerkschaftssekretärin, die für Mittwoch, 15. Oktober eine Mahnwache ankündigte.