Die Polizei ermittelt gegen den 15-jährigen Gerlinger wegen Verstößen gegen das Waffengesetz – ihm droht eine Anklage. Foto: dpa

Dem 15-jährigen Gerlinger, der womöglich einen Amoklauf an seiner Schule plante, droht eine Anklage. Das Gymnasium hat am Freitag mit der Polizei erörtert, wie mit der Situation umzugehen ist. Das Regierungspräsidium hat Psychologen an die Schule geschickt.

Gerlingen - Nachdem die Polizei am Dienstag einen 15-jährigen Schüler aus Gerlingen vorläufig festgenommen hat, weil er womöglich einen Amoklauf vorbereitete, hat die betroffene Schule am Freitag einen Krisenplan ausgearbeitet. Experten der Polizei und Lehrer sowie Elternvertreter des Robert-Bosch-Gymnasiums in Gerlingen haben erörtert, wie mit der Situation umzugehen ist. Der kommissarische Rektor informierte per E-Mail alle Eltern der Schule über den Fall. Der 15-Jährige habe sich freiwillig in psychologische Behandlung begeben, heißt es darin. „Der genaue Sachverhalt ist nach Auskunft der Polizei noch nicht aufgeklärt.“

Inhalte aus dem Krisengespräch drangen nicht nach außen, das Gymnasium wollte sich auch am Freitag nicht zu dem Thema äußern. Das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) hat derweil ein Kriseninterventionsteam an die Schule beordert. Dabei handelt es sich um psychologische Fachkräfte, die von den Schülern und Lehrern in Anspruch genommen werden können. Das Angebot gelte auch in den Sommerferien, sagt die RP-Sprecherin Katja Lumpp. „Das ist das übliche Vorgehen in so einem Fall.“

Die Polizei muss klären, wie der 15-Jährige an die Waffen gelangte

Das Ludwigsburger Polizeipräsidium erklärte am Freitag, vorerst von weiteren öffentlichen Stellungnahmen abzusehen. Derzeit würden die bisherigen Erkenntnisse ausgewertet – auch um die Frage zu beantworten, wo der Junge die bei ihm gefundenen Waffen erworben hat. Der 15-Jährige war am Dienstag nach einem Hinweis eines Mannes aus Berlin vorläufig festgenommen worden. Der Gerlinger hatte im Internet mit David S. gechattet, der am Freitag vor einer Woche in München neun Menschen erschossen hat. Außerdem postete er in seinem Instagram-Profil Fotos von Waffen, früheren Amokläufern und ein Video einer explodierenden Bombe, versehen mit teils menschenverachtenden Kommentaren. Auch auf Facebook äußerte der Jugendliche offen Sympathie für Amokläufer.

Hat der Gerlinger vor dem Münchner Amoklauf ein Foto einer Pistole im Netz veröffentlicht?

Der Junge wohnt bei seinen Eltern, bei der Wohnungsdurchsuchung stellten die Ermittler 300 Patronen, eine Schutzweste, Messer und Dolche sicher, außerdem Chemikalien, aus denen sich Sprengstoff herstellen lässt. Auch Fluchtpläne des Robert-Bosch-Gymnasiums wurden gefunden. Der Jugendliche räumte in einer Vernehmung ein, er habe sich wegen schulischer und persönlicher Probleme eine Zeit lang mit einer Amoktat auseinandergesetzt, sich davon aber wieder distanziert. Ein anderer Instagram-Nutzer berichtet jedoch, der 15-Jährige habe nur wenige Tage vor dem Münchner Amoklauf ein Foto einer im Gras liegenden Pistole veröffentlicht und auf Englisch dazu geschrieben: „Was macht mehr Spaß, als ein bisschen im Wald zu trainieren?“ Tatsächlich existiert auf Instagram ein solches Bild mit diesem Text. Ob die Veröffentlichung von dem Gerlinger stammt, ist ungewiss.

Fakt ist, dass bei der Wohnungsdurchsuchung keine Pistole gefunden wurde und der Junge sich freiwillig in eine Jugendpsychiatrie einweisen ließ. Ob er nach den Ferien zurück an die Schule darf, ist unklar. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft teilte mit, dass einiges dafür spreche, dass er sich strafbar gemacht habe. Der 15-Jährige sei strafmündig, weshalb eine Anklage wegen Verstößen gegen das Waffengesetz möglich sei.